Wann hast du dich das letzte Mal wie neu geboren gefühlt?
Vielleicht kennst du das: Du hast dich von etwas oder jemandem befreit und bist frisch und frei! Erst fühlst du dich noch schal, weil da ein Loch ist und die alte Gewohnheit fehlt. Doch wenn das überstanden ist, dann wird es gut!
Mir ging es so: Als ich im letzten Jahr wusste, dass es wegen Corona keine Wettkämpfe geben würde und ich keinem Trainingsplan mehr gefolgt bin, fühlte ich mich wie neu geboren. Ich bin nie mehr um viertel nach fünf aufgestanden, um meinen müden Körper zum Schwimmen ins kalte Wasser zu schubsen. Ich haben keine sechsstündigen Radausfahrten mehr gemacht und meine müden Beine nicht mehr auf die Laufstrecke getrieben. Kein Bahntraining, kein Tempodauerlauf. Auf einmal hatte ich so herrliche Lücken in meinem Tag. Ach, diese Lücken, diese herrlichen Lücken! Da waren nicht nur Zeitfenster, ich hatte manchmal das ganze Wochenende keinen einzigen Termin. Mit Sicherheit wird Triathlon wird immer Teil meiner DNA bleiben. Es ist Teil meiner Biographie. Bewegungsdrang ist und bleibt in mir drin. Das weiß ich. Aber die Dinge ändern sich.
The times they are a changing.
Jetzt wache ich am Samstag auf und statt zum Training aus dem Bett zu springen, bleibe ich liegen, nackt und unbeholfen wie der Säugling auf dem weißen Laken, beobachte die Wand, warte bis die Sonne aufgeht, als würde ich alles zum ersten Mal sehen. Dann habe ich lauter Ideen, die ich nicht gehabt hätte, wenn mein Kopf voll gewesen wären mit Fragen wie: Hast du deinen Garmin eigentlich aufgeladen? Ist eigentlich noch genug Isopulver da? Wo ist eigentlich meine Radbrille für dunkles Wetter? Jetzt liege ich einfach nur da und meine Hauptfigur fängt an zu reden, der Dialog, den ich gerade schreibe, spinnt sich weiter – ganz von alleine. Nur weil ich …. Ja, weil ich NICHTS vorhabe. Deshalb. Ein Hoch auf das Nichts-Tun.
New light, new life.
Mir kommt dieser Song von Depeche Mode in den Kopf. Überall ist plötzlich Musik. Alles fühlt sich neu an und sehr schön, als hätte ich ein Ventil aufgemacht und das Glück sprudelt nur so heraus. Das musst du aufschreiben, denke ich dann. Und das mache ich jetzt. Ich schreibe. Das ist meine neue Welt.
Wann hast du das: dieses freie, leichte Glücksgefühl?
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