Über mich

ICH habe früher gelernt:

„Du darfst keinen Satz mit ICH beginnen!“ Die anderen vorlassen, sich selbst verstecken. „Sei genügsam.“ Diesen Quatsch hat man in den 80er Jahren den Mädchen beigebracht, damit sie schön im Hintergrund bleiben und für alle anderen gut funktionieren. „Was willst du denn noch alles?“ Diese innere Stimme hatte mich jahrelang im Griff und hätte meinen Herzenswunsch fast erstickt.

ICH wollte schon als Kind Schriftstellerin sein!

Was wolltest du schon immer tun oder sein?

ICH habe jetzt begriffen:

Wer ICH sagt und sich zeigt, der kommt nicht nur mit sich selbst und seinen Wünschen in Kontakt, sondern auch mit anderen Menschen. Und was ich jetzt wirklich möchte ist: Mit euch, mit meinen Leserinnen, Kontakt haben! Herzlich Willkommen!

 

ICH heiße

Katrin Friedrich und bin Schriftstellerin. MIXTAPE 86 ist mein erstes Buch. Wen wundert es, dass mein Debüt ein Entwicklungsroman ist?

 

ICH bin

1969 in Osnabrück geboren, habe Germanistik und Biologie studiert, war früher mal Redakteurin und lebe mit meiner Familie in Hannover. Ich freue mich, dass du dich für mich interessierst!

 

ICH bin auch noch:

Federviehfan, Freundin und Frau; Luftgitarrenspielerin, Literaturnerd und Lehrerin; Musikliebhaberin, Mixtape-Expertin und Mehrfachmutter; Tanzwütige, Triathletin und Tochter; Vielleserin, Verliebte und Vegetarierin.

… Und was ist dein Special-MIX?

 

Interview mit Katrin Friedrich

Frage

Katrin, Du bist in der Ausdauersportszene als Triathlon- und Reisebloggerin bekannt geworden, warst eine erfolgreiche Marathonläuferin und hast sogar viermal am legendären Ironman auf Hawaii teilgenommen. Jetzt machst du etwas ganz Neues. Du hast einen Roman geschrieben. MIXTAPE 86. Herzlichen Glückwunsch dazu! Nach dem Lesen hatte ich den Eindruck, dass du deine alten Leidenschaften trotzdem nicht ganz losgeworden bist.

Katrin Friedrich

Ach, ja?

Frage

Ja. Es geht um ein junges Mädchen, das sich von ihren durchgeknallten 68er-Eltern befreit, indem sie schreibt und läuft. Eine klassische Coming of Age Story. Es gibt diese These: Der erste Roman ist immer autobiographisch. Stimmt das? Wieviel Katrin Friedrich steckt in deinem Erstling?

Katrin Friedrich

So eine These gibt es? Für mich stimmt das nicht ganz: Die Hauptfigur, Franka, entdeckt nicht nur das Schreiben und das Laufen. Vor allem entdeckt sie die Liebe. Und es geht auch viel um Musik.

Frage

Der Roman spielt 1986. Da warst du sechzehn. Die Hauptfigur auch. Da scheint es doch Parallelen zu geben.

Katrin Friedrich

Jeder Roman ist in irgendeiner Weise autobiographisch. Sonst ist er unecht. In jedem guten Text stecken Erlebnisse, Haltungen und Erfahrungen des Autors.

Frage

Oder der Autorin…

Katrin Friedrich

Genau! In Mixtape 86 sind Handlung und Figuren fiktiv. Aber es gibt viele Parallelen zu meinem Leben. Ich war 1986 auch sechzehn Jahre alt – genau wie Franka, die Hauptfigur. Die Katastrophe von Tschernobyl hat mich damals sehr geschockt, ich hatte wahnsinnige Angst vor Atomkraft, kaltem Krieg und saurem Regen. Meine Eltern waren links und als Kind habe ich in verschiedenen Wohngemeinschaften gelebt. Da habe ich so einige Typen gesehen.

Frage

Solche wie Peter Punker…

Katrin Friedrich

Ja, zum Beispiel. Diese Nebenfigur ist auch ausgedacht. Aber ich habe ihr verschiedene Eigenschaften gegeben, die ich damals bei Leuten in meiner Umgebung beobachtet habe. So ist das bei allen anderen Figuren im Prinzip auch.

Frage

Du warst als Triathletin sehr erfolgreich, bist Mutter von zwei Kindern und hast als Lehrerin sicherlich auch einen erfüllenden Beruf. Warum hast du überhaupt ein Buch geschrieben?

Katrin Friedrich

Gute Frage! Die habe ich mir schon oft selbst gestellt. Aber ich kann immer noch nicht so genau sagen, was genau mein Antrieb war. Irgendwas musste wohl heraus. Im Grunde schreibe ich ja, seitdem ich einen Stift halten kann. Mein erstes Wort war „Brief“ – da war ich drei oder vier. Meine Eltern haben sich das Bild in ihrem Schlafzimmer an die Wand genagelt. Da wusste ich, dass ich sie jeden Morgen stolz mache. In der Grundschule habe ich angefangen, Geschichten zu schreiben und wieder gemerkt, dass sich die Leute darüber freuen. Ich habe auch immer viel gelesen. Meine Lieblingsautorin war Christine Nöstlinger. Ihre Geschichte vom Gurkenkönig habe ich komplett imitiert – nur dass der Gurkenkönig keine Gurke war, sondern ein Hefekloß.

Frage

Wie originell!

Katrin Friedrich

Ja, nicht? Bis zur Pubertät wollte ich unbedingt Jugendbuchautorin werden, genauso wie Christine Nöstlinger. Später habe ich nur noch Tagebuch geführt und Dutzende von Chinakladden vollgeschrieben. Wenn ich wirklich ehrlich bin, wollte ich schon immer Schriftstellerin werden – wenigstens Journalistin. Ich glaube, für beides war ich einfach nicht mutig genug, das Selbstbewusstsein fehlte. Dann kam das Studium, der Beruf, die Kinder, der Sport. Wer Ausreden sucht, der findet sie auch.

Frage

Und jetzt hast du keine Ausreden mehr? Wie hast du den Mut gefunden?

Katrin Friedrich

Das ist eine lange Geschichte.

Frage

Die Kurzversion bitte.

Katrin Friedrich

Ich gebe mir Mühe. Nach meinem letzten Ironman auf Hawaii, das war im Oktober 2019, wollte ich aufhören mit dem Leistungssport. Keiner hat mir das geglaubt – am wenigsten ich selbst. Dann kam die Pandemie und ich konnte wirklich spüren, wie befreiend mein Leben ohne Wettkampf war, wie viel Raum ich auf einmal hatte. Meine Tochter ist ausgezogen, mein Sohn in die Oberstufe gekommen, ich hatte keinen Trainingsplan mehr und auf einmal viel mehr Zeit. Sonst bin ich morgens immer ganz früh aufgestanden, zum Schwimmen, Radfahren oder Laufen, habe Pausenbrote geschmiert, bin zur Schule gegangen, mittags gekocht – was Frau halt so macht. Dann gab es da diesen einen legendären Sonntag, da bin ich einfach nicht aufgestanden und habe drei Stunden lang nur die weiße Wand angestarrt. Das klingt crazy, war aber total toll. Auf einmal kamen mir lauter coole Ideen für meinen Roman. Auch wer mit Ausdauersport nichts am Hut hat, kennt das bestimmt: Du willst in deinem Leben schon lange etwas Neues machen. Eigentlich bist du bereit dafür. Aber erst in dem Moment, wo sich die Bedingungen ändern, schaffst du es wirklich.

Frage

Der Sprung von der „Eisenfrau von Hawaii“ zur Coming of Age Autorin erscheint trotzdem nicht gerade nahe liegend. Wie kommt es, dass jemand so unterschiedliche Dinge tut?

Katrin Friedrich

Im Kern ist das gar nicht so unterschiedlich. Für beides brauchst du: Leidenschaft, Durchhaltevermögen, Disziplin und vor allem die Bereitschaft, viele, viele Stunden alleine zu verbringen. Du musst damit leben können, dass du trotz sehr, sehr großer Anstrengung und hohem Zeitaufwand am Ende scheitern kannst.

Frage

Und woher kam die Idee für das Buch?

Katrin Friedrich

Weil ich ohne mein Training mehr Zeit hatte, habe ich in meinen alten Tagebücher herumgestöbert. Ich war ich total baff, als ich gelesen habe, dass ich mich selbst darin als „Zukunfts-Ich“ anspreche. Ganz konkret habe ich geschrieben: „Wenn du dann fünfzig bist und das hier liest …“ Das war so wie, einen Brief aus der Vergangenheit zu bekommen. Die Fünfzehnjährige von 1986 schreibt die Fünfzigjährige von 2020 an: Ich flehte mich selbst an, bitte, bitte jung zu bleiben und auch im Alter die Probleme der Jugendlichen immer zu verstehen und das jugendliche Lebensgefühl so aufzuschreiben, dass sich junge Menschen angesprochen und verstanden fühlen. Ich hatte echt einen Klops im Bauch, als ich das gelesen haben. Ich habe mir gesagt: Schreib endlich den Roman. Und zwar: Jetzt.

Frage

Also weißt du doch, was der Antrieb für das Buch war.

Katrin Friedrich

Ja. Es war mein fünfzehnjähriges Ich. Darin lag dann auch die erste konkrete Idee für die Hauptfigur. Die Franka habe ich aus meinen Tagebüchern entwickelt.

Frage

Und wie geht es jetzt weiter? War es das: Dieser eine Roman?

Katrin Friedrich

Ich habe eine Menge Ideen – so viele Romane kann kein Mensch schreiben. Dafür reicht meine Lebenszeit nicht mehr. Leider. Aber das eine oder andere Buch wird hoffentlich noch entstehen.

Frage

Worum wird es in deinem neuen Buch gehen?

Katrin Friedrich

Das ist noch zu frisch, um mehr zu sagen. Aber ich kann schon ganz gut die Grundthemen ausmachen, um die es in meinen Texten immer irgendwie geht. Ich schreibe über Frauenfiguren, die auf der Suche sind nach Liebe, Freiheit und Selbstbestimmung.