Mit Erinnerungen ist´s wie mit Essen. Frisch aufbereitet schmeckt´s am besten. Bei Obst ist das so. Und bei Fisch. Zum Beispiel. Deshalb bemühe ich mich, alles möglichst gleich aufzuschreiben. Aber oft geht das nicht. Das Kochen mit Mon ist jetzt schon ein paar Tage her. Also versuche ich es wie mit Chili con carne zu machen. Oder wie mit Robins Lasagne. Oder Omis Hühnerfrikassee. Das alles schmeckt am nächsten Tag, nochmal aufgewärmt, sogar besser. Vielleicht, weil Unnötiges verdunstet und die wichtigen Gewürze konzentrierter herauskommen. Mons Kochkurs ist offenbar eine echte Hausnummer auf der Insel. Tripadvisor bewertet ihn ausschließlich mit voller Punktzahl, ein deutsches Pärchen vermutet dahinter erstmal „Fake“ und es heißt, es gebe sogar im Lonely-Planet einen Hinweis auf seine Kochevents. Mon und Maryan wissen davon gar nichts. Und ich habe den Tipp von den anderen Hostelbewohnern. Es ist wie mit der Kajaktour. Alle haben Mons Kochkurs gemacht und sind begeistert. Mon ist Thailänder und der Mann von Maryan, die halb Israelin, halb Holländerin ist. Beiden gehört das „Sweet life“ und Mon macht die Kochkurse. Die Küche liegt direkt gegenüber des Hostels, alles unter freiem Himmel, nur die Kochstellen sind überdacht, einige Gewürze und Früchte wachsen im Garten daneben. Ein langer rustikaler Holztisch steht unter einem großen Baum, an dicken Seilen hängt eine riesige Schaukel, auf der Mon und Maryans kleine Tochter manchmal schaukelt. Gerne sitzen auch Erwachsene darauf. Heute steht nacheinander Tom Yum, Papayasalat, rotes Hühnercurry und Kokos-Bananensuppe auf dem Programm. Mon legt jedes Mal die Zutaten frisch auf den Tisch, lässt uns anfassen, riechen und probieren. Wir müssen raten, welche Chilischote am schärfsten ist. Rot, orange oder grüne. Es steht 50:50 zwischen Rot und Grün. Es ist die orangene. Jeder kocht sein eigenes Essen und kann Schärfe, Süße und Zutaten selbst bestimmen. Es gibt keine Waage und keinen Messbecher. Mon sagt, in welcher Reihenfolge, was am besten folgt. Es wird geschätzt und probiert, der Salat mit der Hand auf den Teller getan. Wenn ein Gericht fertig ist, machen wir die Runde. Das heißt, jeder nimmt seinen Löffel und probiert das Essen der anderen. Es wird viel gelobt, manchmal muss ein Glas Wasser her, ich habe vier Schoten Chili in meinen Papayasalat getan. Mon hatte gesagt, wir sollen uns mal was trauen. Nachdem gefühlt, Lippen, Gaumen und Zunge weggeätzt sind, brennt es auch später stoffwechselgemäß noch weiter. Das Highlight des Tages ist das rote Curry. Das beste Curry, das ich jemals gegessen haben. Selbst gekocht! Und das von mir, die zu Hause nur Pfannkuchen und Nudeln mit Pesto macht. Ich schicke diverse Foodporn-Fotos nach Hause und werde verpflichtet das auf den Fotos auch zu Hause zu kochen. Dazu muss ich die Erinnerungen an Mons Kochstunde wohl einfrieren, sonst bleiben sie nicht frisch.