Es gibt viele Gründe, einen Trainingsplan zu ändern. Termine im Job und mit der Familie, Verletzungen oder kein Bock. Oder ein Tornado. Die letzten Tage waren wegen Hurrikan Irma einige Vorbereitungen zu treffen: Wasser organisieren, unverderbliches Essen, eine Tankstelle mit Benzin finden. Wasser ist das Wichtigste. Als ich kurz vor Ladenöffnung vorm Aldimarkt stehe, hat sich schon eine lange Schlange gebildet. Allerdings steht gleich am Eingang ein Schild: Sorry. We are out of water. Eine Frau sagt mir, bei BJ´s gäbe es noch Wasser. Aber nur für „members“. Die zweite Info überhöre ich und setze über zum nächsten Supermarkt. Und tatsächlich kommen mir Leute mit entgegen, das Wasser palettenweise im Einkaufswagen gestapelt. Es sieht aus, als wollten sie ihre Swimmingpools damit vollmachen. Zielstrebig steuere ich in die Richtung aus der sie alle strömen. Als ich ankomme, sind alle Regale leer. Zum Glück mögen die Amerikaner keinen Sprudel. So ergattere ich dann noch zwei Paletten französisches Perrier. Sündhaft teuer natürlich. An der Kasse wollte man mir erst auch das Sprudelwasser nicht verkaufen, weil ich ja kein member bin. Der Laden ist sowas wie bei uns Metro. Also eher für den Großhandel. Im schlechtesten Englisch, das ich sprechen kann, stammele ich etwas von „from Germany“, „First hurricane“, „feared“, Hundewelpenblick und zack scannt sie meine Einkauf ein. Mit diesen ganzen Vorbereitungen und dem Jetlag, der mich immer noch plagt, klappt das bisschen Training, das ich für die ersten zwei Tage auf dem Plan habe, nur so mäßig gut. Der Hurrikan ist für Sonntag Abend hier angekündigt, Starkregen schon ab morgens. Am Montag wirbelt der Sturm dann den ganzen Tag über Clermont. Auf meinem Plan steht für Sonntag 120 km Rad mit 15 km Anschlusslauf, am Montag 80 km Intervalle auf dem Rad plus 10 km Lauf in 4:30er Schnitt. Ich schreibe eine Nachricht an meinen Trainer: Hallo, Jan! Die Intervalle am Montag werden mich hart und schnell machen. Vielleicht komme ich bei Rückenwind auf einen 90er Schnitt. Mein Ehemann rät mir, das Auge des Tornados zu suchen, da sei es windstill. Vielleicht hat Du ja auch noch einen guten Ratschlag für mich. Viele Grüße, Katrin. Also am Ende nehme ich dann den als Ruhetag geplanten Samstag und fahre 140 km, gehe noch ein bisschen im See schwimmen, und laufe am Sonntag morgens um 8 Uhr 30 km im Regen. Das steht zwar erst für Dienstag drauf, ist aber das einzige, was an dem Tag noch möglich ist. Wer weiß, wie das alles hier nach dem Hurrikan aussieht! Vielleicht sind die Straßen gar nicht mehr befahrbar. Als ich um 11 ins Haus fahre, regnet es schon in Strömen. Seit gestern gibt mein Handy Töne von sich wie bei Feueralarm. Tornado-Warnung alle 15 Minuten. Und wen das nicht verrückt macht, der muss Fernsehen schauen: Der Live-ticker sagt gerade: „Current threat to live and property.“ Es gibt dort auch gute Ratschläge: Nicht in einem Raum mit Fenster aufhalten. Man könne die Nacht gut im Schrank verbringen. Am besten mit Jeanshose und festen Schuhen. Damit man sich morgens nicht die Beine aufschneidet von den ganzen Scherben. Aber mein Training läuft. Und das Rad habe ich von der Veranda ins Schlafzimmer geschoben. Weit weg vom FenEin Aloha, Eure Katy